Von Jürg Keller, Rheinfelden
Es ist nett, dass der Gemeinderat mit persönlichen Schreiben vor der Tigermücke warnt und dabei Wasseransammlungen auf Balkonen u.ä. erwähnt. Der Schreibende wurde in diesem regenreichen Sommer herzhaft von Tigermücken gestochen, aber nicht bei sich, sondern bei seinen regelmässigen Hundespaziergängen im Wald.
Die Brutstätten sind dort leicht auszumachen: In den sogenannten Rückegassen haben die schweren Vierachser den Boden so verdichtet, dass das Regenwasser nicht mehr versickert, sondern langlebige Pfützen bildet, also als Vermehrungstätten der Tigermücken bestens dienen kann.
Dass das schwere Gerät dem Wald schlecht bekommt, weiss man eigentlich schon lange wegen der Zerstörung der Mykorrhizapilze. Diese bilden ein Verbindungsnetz zwischen den Waldbäumen und sind für deren Gesundheit wesentlich. Dieses Netz liegt wenig tief im Boden und wird deshalb von den schweren Forstmaschinen leicht zerstört.
Die Ortsbürgergemeinden sind prioritär an der Waldrechnung interessiert, der Gemeinderat steht ihnen aber vor. Wenn aber auch dieser wenig Verständnis für das Ökosystem Wald aufbringt, dann kann er auch nicht in Zusammenhängen denken. Die modischen Vollerntner im Wald sind ein zweischneidiges Schwert und zeigen jetzt immer mehr ihre Doppelklinge. Weise Förster verbieten deshalb den schweren Vierachsern strikt das Befahren von Waldböden.
Vielleicht helfen die Tigermücken bei der neuen Zusammensetzung des Gemeinderates und dem neuen Stadtförster, dass mehr Waldwissen zu klügerem Waldbau verhilft. Die Wald-Ökonomie muss bei Berücksichtigung der Waldökologie nicht leiden, nur die Tigermücke, und auf diese möchte man ja gerne verzichten.