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Pfarrpaar Christine Straberg und Thorsten Bunz. Foto: zVg
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Das Pfarrpaar zu Kirchbözberg – Schlager-Gottesdienst in Aarau

Beim Aargauer Kirchenfest werden diverse besondere Gottesdienste gefeiert. Einen davon, den Schlager-Gottesdienst, gestaltet das Pfarrpaar Christine Straberg und Thorsten Bunz von der reformierten Kirchgemeinde Bözberg-Mönthal.

ANDREAS FISCHER *

Man fährt von Frick her über den Bözberg und steigt hinab in die Talsenke zu Kirchbözberg. Hier unten steht, abgelegen und eindrücklich, eine auf das 11. Jahrhundert zurückgehende Kirche, die ursprünglich dem Erzengel Michael geweiht war. Zusammen mit ein paar Häusern bildet sie eine malerische, unter Denkmalschutz stehende Kirchensiedlung. Zu ihr gehört auch das spätgotische Pfarrhaus, in dem Christine Straberg und Thorsten Bunz seit nunmehr 20 Jahren leben.
Thorsten Bunz öffnet die Tür. Im Arm hält er den wenige Monate alten Enkel Matteo. «Seit kurzem sind wir ein Dreigenerationenhaus», sagt er. Christine Straberg ist noch in der Küche mit dem Anrichten des Breis beschäftigt. «Wir kommen aus einer ganz anderen Gegend», erzählt Bunz, «sie vom westlichen, ich vom östlichen Ende des Ruhrpotts, aus Duisburg und Dortmund. Mein Vater arbeitete als Bergmann unter Tage.»
Kennengelernt haben sich Straberg und Bunz im ersten Semester des Theologiestudiums, an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, wo sie zusammen Altgriechisch büffelten. Dann trennten sich die Wege, ihn zog es nach Münster, sie, kurz nach der Wende, nach Leipzig. «Ich wohnte in Untermiete bei einem älteren Ehepaar», erzählt Straberg, die inzwischen aus der Küche in die Stube gekommen ist. «Handys gab es noch keine, Telefonieren war teuer; ja, damals haben wir uns noch Briefe geschrieben.»

Den Stift weglegen
Nach den Zwischenprüfungen beschlossen sie, gemeinsam ein Auslandjahr in Bern zu verbringen. Es sei die schönste Zeit ihres Studiums gewesen, sagen beide unisono, nicht nur, weil sie erstmals zusammenlebten, sondern auch, weil die Fakultät kleiner und der Kontakt zu den Professoren persönlicher war, als sie es von Deutschland gewohnt waren. «Und ausserdem wurde hier die Verknüpfung der akademischen Welt mit dem Pfarramt viel deutlicher. Manchmal legte man mitten in der Vorlesung den Stift weg und lauschte der Vorlesung andächtig, als wärs eine Predigt», erinnert sich Straberg.
Examen und Vikariat absolvierten die beiden in Deutschland. Doch die Stimmung dort – das Gerangel um die wenigen Stellen – sei nicht wirklich gesund gewesen. Also bewarb man sich in der Schweiz. Das war 2005, Christine Straberg war mit dem ersten Kind schwanger, dem später zwei weitere folgten. Für beide, Bunz und Straberg, war klar, dass sie sich die Pfarrstelle und die Care-Arbeit teilen wollten. Die Kirchgemeinde Bözberg-Mönthal bot ihnen dafür ein ideales Setting. Das Pfarrpaar lebte sich gut ein, dank der Kinder hatte man bald Kontakt zu Familien, Thorsten Bunz nahm am MuKi-Turnen teil und wurde Hilfsleiter im Kinderturnen. Weil man sich kennt, können Termine frühzeitig abgesprochen werden. «Ärgerliche Kollisionen», erinnern sich die beiden, «gabs nur am Anfang; da fiel mal eine Konfirmation auf das Datum der Turnshow.» Das sei der Vorteil, wenn man lange am selben Ort tätig ist, sagt Bunz, «man knüpft Beziehungen, man weiss umeinander und informiert sich.» Es gibt Kontakte, die über Generationen hinweg dauern, in manchen Familien hat man schon Angehörige getauft, konfirmiert, getraut, beerdigt.

Blick über den Bözberg hinaus
Trotz der tiefen Verwurzelung am Ort ist den beiden der Blick über den Bözberg hinaus wichtig. Straberg war viele Jahre Leiterin des Dekanats Brugg, heute ist sie, zusätzlich zum Gemeindepfarramt, Seelsorgerin im Pflegezentrum Süssbach in Brugg. «Und mein Mann», fügt sie augenzwinkernd an, «der wollte schon immer ins Gefängnis.» Tatsächlich absolvierte Bunz schon während des Studiums Praktika als Gefängnisseelsorger; heute ist er als solcher vom Kanton angestellt für die Justizvollzugsanstalt Lenzburg.
Ausserdem ist er Mitglied der Synode der Aargauer Landeskirche. Dort setzte er sich für die Durchführung des Aargauer Kirchenfestes ein, das am 13. und 14. September dieses Jahres stattfinden wird. Als er dann angefragt wurde, bei diesem Anlass einen besonderen Gottesdienst durchzuführen, sagte er zu seiner Frau: «Komm, wir machen was mit Schlagern!»
«Thorsten ist ein musikalisches Naturtalent», sagt Christine Straberg. «Als Kind war er einmal bei einem Freund zu Besuch. Dort stand ein Klavier, auf dem er spontan zu klimpern begann. Die Mutter des Freundes war beeindruckt und ermutigte Thorstens Eltern, ihm trotz schmalem Budget ein Klavier zu kaufen. Auf dem spielte er dann die Schlager, die seine Mutter beim Nähen am Radio hörte. Bald gründete er eine Schulband, die an Partys deutsche Schlager coverte.» «Da wurde geschwoft, getanzt, geschunkelt, und wir verdienten Geld», ergänzt Bunz lachend.

Ewige Liebe
Am Aargauer Kirchenfest wird es – neben einer spirituellen Feier mit Kakao, einem klassischen Gottesdienst mit Orgelmusik, einem Worship-Gottesdienst und einem Pilger-Gottesdienst – also auch einen Schlager-Gottesdienst geben. Bunz, der in geselliger Runde gern auf seinem Akkordeon Seemannslieder zum Besten gibt und bei Bedarf im Gottesdienst moderne Songs auf dem Klavier begleitet, wird in dieser Feier nicht selber musizieren; dafür hat man das Schlager-Duo «The Players» aus Thalheim engagiert. Er wird sich zusammen mit Christine Straberg auf Liturgie und Predigt konzentrieren. «Schlager und Theologie», sagt Straberg, «haben vieles gemeinsam. Bei beiden geht es um die Basics, die grossen Gefühle, die grossen Themen: Harmonie, ewige Liebe, Heimweh und Fernweh, Frieden auf Erden. Es geht um Ur-Sehnsüchte.» Und weiter: «Schlagermusik ist nicht elitär, sie ist gemütlich, sie ist einfach. Sie ist offen, nicht exklusiv, zugänglich für alle, so wie gute Theologie das auch ist. Wenn wir das in unserem Schlager-Gottesdienst vermitteln können, dann sind wir happy.»

Der Schlager-Gottesdienst findet im Rahmen des Aargauer Kirchenfests am Sonntag, 14. September, um 10 Uhr in der Zeltbühne auf dem Gelände der Pferderennbahn im Schachen Aarau statt. Weitere Informationen: www.aargauer-kirchenfest.ch

Bild: Pfarrpaar Christine Straberg und Thorsten Bunz. Foto: zVg

* Andreas Fischer ist reformierter Pfarrer in der Kirchgemeinde Region Rheinfelden.