(pd) Die Finanzlage der Aargauer Gemeinden ist insgesamt solide. Im Vergleich zum Vorjahr sind jedoch die Unterschiede zwischen den Gemeinden deutlicher geworden. So können nicht alle vom starken Wachstum bei den Steuererträgen gleichermassen profitieren.
130 Gemeinden haben im Jahr 2024 mindestens eine ausgeglichene Rechnung ausgewiesen, davon haben 116 einen Überschuss erzielt. Zusammen erzielten diese Gemeinden einen Ertragsüberschuss von 105 Millionen Franken. Demgegenüber haben 72 Gemeinden ein Defizit ausgewiesen. Das sind 9 mehr als im Vorjahr, mit 27 Millionen Franken liegt aber ihr kumulierter Fehlbetrag unter dem Vorjahreswert von 41 Millionen Franken. Bei diesen Berechnungen sind die gebührenfinanzierten Bereiche wie Wasser, Abwasser und Abfall nicht enthalten.
Stark gestiegene Steuererträge
Im Jahr 2024 haben die Aargauer Gemeinden über 150 Millionen Franken mehr an Steuern eingenommen als im Vorjahr, was einem Zuwachs von 7,3 Prozent entspricht. Zum Vergleich: In den drei Jahren davor betrug das Wachstum jeweils rund 50 Millionen Franken jährlich. Alle Steuerarten haben zu diesem Anstieg beigetragen. Die Steuereinnahmen der natürlichen Personen – also der Einwohnerinnen und Einwohner – stiegen um gut vier Prozent. Besonders deutlich fiel der Zuwachs bei den juristischen Personen aus: Hier lag der Anstieg bei fast 32 Prozent.
Das Steuerwachstum war jedoch nicht gleichmässig über alle Gemeinden verteilt. Bei den Steuern der juristischen Personen erzielte etwa die Hälfte der Gemeinden höhere Einnahmen als im Vorjahr, während die andere Hälfte Rückgänge verzeichnete. Auch bei den Einkommenssteuern, die in der Regel weniger stark schwanken, mussten rund ein Viertel der Gemeinden geringere Einnahmen hinnehmen. Das zeigt, dass neben allgemeinen Trends auch Einzelfälle und lokale Besonderheiten eine grosse Rolle für die effektiven Steuererträge spielen.
Einlagen in Vorfinanzierungen verzerren den Vergleich des Nettoaufwands
Nicht nur die Einnahmen sind gestiegen, auch die Ausgaben beziehungsweise der sogenannte Nettoaufwand haben zugenommen. Zwei Gemeinden, Baden und Döttingen, erzielten besonders gute Ergebnisse und legten deshalb grosse Beträge in sogenannte Vorfinanzierungen, also Rücklagen für künftige Investitionen. Solche Einlagen erhöhen den Nettoaufwand in der Rechnung, was den Vergleich mit dem Vorjahr verzerrt. Mit den Vorfinanzierungen stieg der Nettoaufwand um 7,2 Prozent. Ohne diese Sondereffekte hätte der Zuwachs rund 3,5 Prozent betragen. Pro Kopf gerechnet ergibt sich ein Anstieg von 6 Prozent mit und etwas über 2 Prozent ohne Berücksichtigung der Vorfinanzierungen.
Steigende Investitionen und hohe Selbstfinanzierung
Auch die Investitionen der Gemeinden haben erneut zugenommen. Die gesamten Nettoinvestitionen stiegen von 316 Millionen Franken im Jahr 2022 auf 390 Millionen Franken im Jahr 2024. Den Planungen zufolge wird der Investitionsbedarf in Zukunft weiter ansteigen. Erfreulicherweise konnten die Gemeinden diese Ausgaben vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren. Der sogenannte Selbstfinanzierungsgrad beträgt 111 Prozent, was bedeutet, dass die Investitionen nicht nur gedeckt werden konnten, sondern darüber hinaus auch Schulden abgebaut oder Vermögen aufgebaut wurde.
Vermögen und Schulden ungleich verteilt
Allerdings zeigt sich auch hier ein unterschiedliches Bild zwischen den Gemeinden. Während 88 Gemeinden einen Selbstfinanzierungsgrad von über 100 Prozent erreichten, lagen 109 Gemeinden darunter. Ähnlich sieht es bei der Vermögenssituation aus: 90 Gemeinden verfügen über ein Nettovermögen, während 107 eine Nettoverschuldung ausweisen. Das sind fünf mehr als im Vorjahr. Dennoch liegt die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung dieser Gemeinden mit 1679 Franken in einem unkritischen Bereich und ist gegenüber dem Vorjahr sogar um rund 270 Franken gesunken.
Nur 20 Gemeinden haben mehr als 2500 Franken Nettoschuld pro Kopf, eine davon sogar über 5000 Franken. Diese Werte haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert.
Insgesamt zeigt sich eine stabile Finanzlage: Die Gemeinden im Kanton Aargau verfügen zusammen über ein Nettovermögen von 132 Millionen Franken – das sind 44 Millionen mehr als im Vorjahr.
Statistik Aargau hat auf ihrer Webseite die Gemeindefinanzstatistik 2024 publiziert. Ergänzend können über das Datenportal viele weitere Daten individuell abgefragt, aufbereitet und verglichen werden. Auf der der Webseite zur kantonalen Gemeindefinanzstatistik findet sich ferner ein Fact Sheet mit Hinweisen und Erläuterungen zu den Gemeinderechnungen 2024.