Das Rehmann-Museum zeigt vom 6. September 2025 bis 11. Januar 2026 eine Ausstellung, die das Publikum herausfordert. Die unkonventionelle Schau mit dem Titel «Disobedient Constellations» (ungehorsame Konstellationen) präsentiert 35 Skulpturen und Objekte von 27 renommierten Kunstschaffenden, darunter Monica Bonvicini, Walter De Maria, Rainer Fetting, Bernhard und Ursi Luginbühl sowie Erwin Rehmann.
PETER SCHÜTZ
Die Werke stammen aus neun privaten Sammlungen. «Können Kunstwerke einander gegenübergestellt werden, sodass ein potenzieller Ungehorsam gegenüber konventionellen Geschlechternormen entsteht?», wird im die Ausstellung begleitenden Saalblatt gefragt. Die Antwort: «Im Rehmann-Museum gehen wir in den Konstellationen dieser Frage nach. Sie ergänzen die in Absprache mit Sammlerinnen und Sammlern ausgewählten Kunstwerke.» Die Kunstwerke würden in einen Dialog treten, der etablierte Seh- und Denkweisen aufbreche, erklärt Michael Hiltbrunner, Kurator am Rehmann-Museum. Vorausgegangen seien Gespräche mit den Sammlern «über die Dynamik feministischer und queerer Identifikationen von heute», so Hiltbrunner, der erstmals seit seiner mittlerweile zweieinhalbjährigen Tätigkeit im Rehmann-Museum die Expertise einer «auswärtigen» Kuratorin eingeholt hat.
Kuratorin aus London
Ihm zur Seite steht Nina Wakeford, Künstlerin und Professorin an der Goldsmiths University of London. Sie ist eine der Mitinitiantinnen des Schweizer Pavillons in der Biennale in Venedig 2026. Sie hat zudem die Ausstellung «Concrete Comeback» 2024 in der Stadtgalerie Bern über die Freiheits- und Emanzipationskämpfe der regionalen Lesben- und Schwulenbewegung realisiert und diese mit der Geschichte der Schutzsysteme des Kalten Krieges in der Schweiz konfrontiert.«Vandalistischer Akt» war Anfang
Den Impuls zu der aktuellen Ausstellung im Rehmann-Museum, an deren Aufbau Museumstechniker Daniel Waldner beteiligt ist, habe ein «vandalistischer Akt» vor der Eröffnung des Projektes «Laufenburg umgarnt» im Sommer 2024 gegeben, berichtet Michael Hiltbrunner. Konkret nennt er die Entfernung einer gestrickten Regenbogenfahne auf der Laufenbrücke durch Unbekannte. Die Regenbogenfahne steht für die Akzeptanz aller Geschlechter und sexueller Orientierungen. «Da haben wir uns überlegt, was das Rehmann-Museum dazu beitragen kann», blickt Hiltbrunner zurück. Und: «Um der traditionell männlichen Dominanz des Sammelns etwas entgegenzusetzen, suchten wir nach anderen Erfahrungen.» Daraus sei «eine komplexere Geschichte von Sammlungen, die verloren gingen, verkauft wurden oder deren Besitz heute unklar ist», entstanden.
«Extrem verschiedene Werke»
Im Rehmann-Museum beteiligt sind nun die Sammlungen Suzanne Baumann (Laupen/Bern), Ruedi Bechtler (Zürich), Jacqueline Burckhardt (Zürich), Emanuel Hoffmann-Stiftung (Münchenstein/Basel), Thomas Fuchs (Galerie Thomas Fuchs, Stuttgart), Galerie Ziegler SA und Serge Ziegler Galerie (Zürich), Kunstdepot Göschenen, Kerenidis Pepe Collection (Paris), Museum Schiff in Laufenburg. Von Letzterem stammen Vasen aus der Sammlung von Mary Codman und Greti Grimmer. Zusammengekommen seien «extrem verschiedene Werke», hält Michael Hiltbrunner fest. Geordnet sind sie nach fiktiven Räumen: im Erdgeschoss sind es ein Bunker und eine Umkleide, im Obergeschoss eine Sauna, ein Damenzimmer, ein Tresor, eine Drachenhöhle, ein Treibhaus inklusive Gottesanbeterin und ein Treffpunkt.
Die Besuchenden sind ausserdem eingeladen, der Ausstellung auf einer weiteren, nämlich akustischen Ebene zu begegnen: mittels einer Audio-Ergänzung, die «noch ungehorsamer ist und neue Geschichten und Assoziationen bietet», so Hiltbrunner. Die Stimmen sind von Nina Wakeford und Roger Meier. Die Ausstellung wurde finanziell unterstützt von Swisslos Kanton Aargau, der Temperatio Stiftung und Pro Argovia.
Eröffnung am Freitag
Die Ausstellung «Disobedient Constellations» wird am Freitag, 5. September, um 19 Uhr eröffnet. Die Öffnungszeiten des Rehmann-Museum und Erwins Bistro sind: Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
An der Laufenburger Kulturnacht am Samstag, 6. September, bietet das Rehmann-Museum den Workshop «Colourful me» mit der Fotografin Lara Kaiser aus Laufenburg sowie Kurzführungen mit Nina Wakeford und Michael Hiltbrunner. Zur kulinarischen Stärkung serviert Erwins Bistro Hummus-Variationen mit Fladenbrot, Kürbissuppe mit fernöstlichen Gewürzen und bunte Cupcakes.